NIKKI SIXX


Mötley Crüe – meine absolute Lieblingsband.
Kein anderer Act hat mich musikalisch und stilistisch so geprägt wie diese vier wilden Typen aus L.A.
Doch ausgerechnet ihre letzte Tour musste ich sausen lassen – krankheitsbedingt. Die Karte verkauft, den Traum begraben.

Und als sie kurz darauf öffentlich verkündeten, nie wieder gemeinsam auf einer Bühne zu stehen, traf mich das tief.
Natürlich war ich traurig.

Aber gleichzeitig: stolz. Stolz auf eine Band, die den Mut hatte, genau dort aufzuhören, wo andere weitermachen, bis es peinlich wird. Ein würdiger Abgang – mit Vertrag, Pressekonferenz und dem Versprechen, sich neuen Projekten zu widmen.

 

Tja… und dann, fast zehn Jahre später: die Reunion.
Ich geb’s zu – mein erster Gedanke war: "Ernsthaft?!"
Ein bisschen enttäuscht war ich schon. Aber dann kam die Vorfreude. Und irgendwann war sie größer als alles andere. Denn ich sollte sie doch noch live erleben dürfen – zusammen mit einer weiteren meiner Lieblingsbands: Def Leppard.

Mick Mars war zu dem Zeitpunkt schon raus, ersetzt durch John 5, bekannt von Rob Zombie und Marilyn Manson. Und ich war skeptisch – für etwa fünf Sekunden. Denn was John 5 da auf die Bühne brachte, war nichts weniger als eine Verneigung vor der Originalmusik. Jedes Riff, jedes Solo: exakt, mit Gefühl, mit Respekt. Man spürte, dass er die Songs genauso liebt wie wir Fans.

 

Besonders emotional war der Moment, als Nikki Sixx, der Bassist von Mötley Crüe, direkt in meine Kamera blickte.
Nikki ist selbst Fotograf, Musiker, Autor – ein vielseitiger Künstler, der mich über die Jahre hinweg begleitet und inspiriert hat. Und dann steht er da, keine zehn Meter entfernt, sieht dich durch die Linse an – Gänsehaut. Pure Gänsehaut. Dieses Foto bedeutet mir unglaublich viel.

 

Das Konzert fand in München statt. Meine Freundin und ich machten uns mit dem Zug auf den Weg – normalerweise dauert das etwa 1,5 Stunden. Doch an diesem Tag kam alles anders. Ein Rettungseinsatz wegen eines möglichen Suizids verzögerte die Fahrt auf fast fünf Stunden. Eine bedrückende Stimmung lag über der Strecke – man weiß, irgendwo da draußen geht gerade ein Leben zu Ende. Und du selbst bist unterwegs zu einem Konzert deiner Helden. Ein seltsamer Kontrast, der hängenbleibt.

Von Mötley Crüe selbst habe ich – wie bei großen Shows üblich – nur zwei Songs fotografieren dürfen. Der dritte Song zählte technisch nicht, da das Intro einfach zu lang war und niemand auf der Bühne stand. Nach dem dritten Stück hieß es: raus aus dem Graben, raus vom Gelände. Akkreditierung bedeutet eben: arbeiten, nicht genießen.

 

Und trotzdem: Die Energie, die Atmosphäre, dieses Bild von Nikki – all das macht diesen Tag für mich unvergesslich.
Meine Freundin hat mir zum Abschluss noch ein Shirt vom Merchstand gekauft – ein kleines, stoffgewordenes Andenken an einen Tag, der voller Emotionen, Umwege und Erfüllung war.